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Interview mit Dr. Oliver Märker - Teil 1

Betroffene zu Beteiligten machen

Dr. Oliver Märker. Der 48-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter der Zebralog GmbH & Co. KG mit Sitz in Berlin und Bonn.

Die Agentur ist spezialisiert auf crossmediale Bürgerbeteiligungen - die Verknüpfung von klassischen und elektronischen Beteiligungsinstrumenten vor Ort und im Netz. Die Hochstraße Nord in Ludwigshafen ist ein gemeinsames Projekt. www.zebralog.de

Betroffene zu Beteiligten machen - Sieben Fragen an Dr. Oliver Märker, Zebralog

Wann macht eine Bürgerbeteiligung aus Ihrer Sicht Sinn?

Klar ist, dass man für die Abmarkierung eines Zebrastreifens kein großes Bürgerbeteiligungsverfahren braucht.
Aber bei größeren Infrastrukturmaßnahmen läuft man Gefahr, viele Widerstände in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Auch solche, die einfach nur entstehen, weil die Öffentlichkeit zu wenig informiert wird, worum es in einer anstehenden Planung eigentlich gehen soll. Besser ist es, gleich von Anfang an möglichst umfassend (und verständliche) Informationen zur Planung und ihre Spielräume offenzulegen, um Bürger mit ins Boot zu holen.


Transparenz ist also wichtig, damit die Bürger wissen, was geplant ist…?

Nicht nur! Transparenz ist nicht nur in fachlicher Hinsicht wichtig, sondern auch mit Blick auf den Prozess selbst. Damit die Bürgerinnen und Bürger darüber informiert sind, was in welchen Schritten passieren wird. Dazu gehört auch, dass die Bürgerinnen und Bürger wissen, in welchen Zeitfenstern sie sich einbringen können und wann das nicht möglich ist. Es ist also enorm wichtig, Vertrauen durch ein transparentes und informatives Bürgerbeteiligungsverfahren aufzubauen. Es bringt die Akzeptanz nach vorn.


Verläuft dann alles reibungslos und ohne Probleme?

Nein, das bedeutet nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger alles toll finden und Beifall zu jeder Entscheidung klatschen. Aber sie bekommen die Hintergründe und fachlichen Alternativen aufgezeigt. Sie können dann vieles besser nachvollziehen. Der Prozess wird, so zeigen es unsere Erfahrungen, dadurch deutlich konstruktiver und sachlicher.


Und ohne Bürgerbeteiligung?

Verzichtet man auf Information, Transparenz und Beteiligungsspielräume, läuft man Gefahr, Misstrauen zu ernten. Dann kann es sogar passieren, dass sich eigentliche Befürworter bei den Gegnern eines Projektes einreihen.

Welche Dialog- und Beteiligungsinstrumente favorisieren Sie?

Das kommt natürlich auf das Projekt an. Es hat sich aber bewährt, sowohl vor Ort als auch im Internet präsent zu sein. Vorträge, Präsentationen, Bürgerforen sowie Ausstellungen sind beliebte Mittel, die mit einem Informations- und Beteiligungsportal wie unsere Dialogzentrale, die rund um die Uhr im Internet abrufbar ist, sehr gut kombiniert werden können. So werden viele und viele unterschiedliche Bürgerinnen und Bürger erreicht und nicht nur die, die man gemeinhin als „übliche Verdächtige“ bezeichnet.


Welche Vorteile hat aus Ihrer Sicht eine Visualisierung im Dialogprozess?

Die interessierten Menschen bekommen so einen anderen Zugang zur Planung und den Planungsalternativen. Visualisierungen tragen aus meiner Sicht zur Versachlichung der Diskussion bei. Jeder weiß und versteht sofort, worüber man spricht. Ich persönlich finde eine Visualisierung besonders geeignet, wenn verschiedene Varianten zu diskutieren sind. Das Bild oder der Film zeigt ohne lange Erklärungen, direkt die Unterschiede auf.


Und im Fall Ludwigshafen?

Im Fall Ludwigshafen konnte durch die „bewegliche Verkehrssimulation“ der V-KON.media vor allem die Frage nach der verkehrlichen Leistungsfähigkeit enorm versachlicht werden. Das hat sehr geholfen. Auch die städtebaulichen Potenzialflächen konnten so viel einfacher vermittelt werden – einfacher als durch Pläne, die viele Bürgerinnen und Bürger nicht lesen oder richtig interpretieren können.