Immer mehr BIM-Piloten

Dr.-Ing. Rico Steyer verfügt als AKG-Produktmanager über mehrere Jahrzehnte Erfahrung im Bereich Software für Infrastrukturplanung. Zuständig für den Bereich Forschung & Entwicklung ist er ein Experte und gefragter Referent zum Thema "BIM".

1. Der BMVI Stufenplan sagt aus, dass ab Ende 2020 Großprojekte des BMVI mit der BIM Methodik durchgeführt werden sollen…

Aus den Pilotprojekten der ersten Phase bis 2017 wurde eine Vielzahl neuer Erkenntnisse für die praktische Anwendung bei Infrastrukturprojekten in Deutschland gewonnen. In Phase 2 des Stufenplans, also 2018 – 2020 wurden diese Erkenntnisse in weiteren Pilotprojekten validiert und verifiziert sowie neue Anwendungsfälle praktisch angewendet und untersucht. Gleichzeitig fanden eine Vielzahl unterschiedlicher Initiativen statt, um weitere Grundlagen für eine erfolgreiche Anwendung der BIM-Methodik in Deutschland zu erreichen. Ich denke hier besonders an die Arbeit der Fachgruppen "BIM im Verkehrswesen" im Rahmen von building SMART Deutschland, die Initiierung eines BIM Kompetenzzentrums unter Leitung des BMVI und dem BMBI, die Zertifizierungen im Bereich der Weiterbildung in Kooperation zwischen building Smart und dem VDI oder auch die Entwicklung von Handreichungen, Leitfäden und Vorlagen wie etwa für AIA's oder BAP's. Nicht zuletzt gibt es eine Vielzahl von Forschungsprojekten. Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, ist aus meiner Sicht eine zentrale Koordinierung notwendig, sei es durch Kompetenzzentren, Ministerien oder andere Instrumente. Ich glaube, dass die BIM-Methodik in vielen Großprojekten des BMVI in einzelnen Projektphasen bzw. Anwendungsfällen zur Anwendung kommen wird.

2. Herr Steyer, was haben diese Erkenntnisse denn nun für konkrete Auswirkungen auf unsere Kunden bei der Bewältigung Ihrer täglichen Arbeit?

Natürlich sind die Auswirkungen der Einführung der BIM-Methodik bei unseren Kunden zu spüren. In erster Linie sind dies Erfahrungen, die bei der Bearbeitung der bekannten und vom Bund geförderten BIM-Piloten entstehen. Aber es zeigt sich auch, dass immer mehr Baufirmen und Planungsbüros sich mit BIM vertraut machen und sich so für die kommenden Anforderungen rüsten. Schließlich wird BIM-Kompetenz in Zukunft ein wichtiges Kriterium bei der Vergabe von Bauleistungen werden. Erste Ausschreibungen und Vergabeverfahren werden dazu ja bereits durchgeführt. So entstehen immer mehr "interne" BIM-Piloten und wir werden von unseren Kunden sehr häufig angefragt, solche Projekte mit unserem Wissen, speziell bezogen auf Datenformate, Schnittstellen und BIM konformes Handling, zu begleiten. In Zusammenarbeit mit unseren Kunden sind z. B. die Verbesserungen der VESTRA INFRAVISION BIM Schnittstellen oder auch Erweiterung der Attribuierung im BIM Viewer entstanden. Letztlich ist ja auch die Entwicklung der VESTRA VISMO-Schnittstelle ein Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen AKG, V-KON.media und gemeinsamen Kunden.

3. Wie sieht die Schnittstelle aus? Was sind die Mehrwerte von VISMO als "Darstellungsviewer"in der VESTRA Planungswelt?

Eine immer wichtigere Rolle bei der Akzeptanz komplexer Infrastrukturprojekte spielt die verständliche Darstellung für Entscheidungsträger und in der Öffentlichkeit. Nun ist ja V-KON.media dafür bekannt, hochwertige Visualisierungen komplexer Infrastrukturprojekte zu erstellen. Der einfache und verlustfreie Datenaustausch zwischen Autorensystem und der Visualisierung ist dafür unumgänglich. V-KON.media hat ja schon durch die Eigenentwicklung einer Schnittstelle von VESTRA für die reibungslose Übertragung der CADDaten aus VESTRA gesorgt. Die Besonderheit der neuen VISMO Schnittstelle in VESTRA besteht darin, dass neben den CAD-Daten auch die damit verbundenen Metadaten, also die Merkmale und Attribute, übertragen werden. In VISMO können diese dann objektbezogen eingeblendet bzw. dargestellt werden. Aber VISMO ist eben auch im Zusammenspiel mit VESTRA für den Planer ein sinnvolles und effektives Werkzeug. Schnell entsteht über die Schnittstelle ein BIM Modell der gewünschten Planungsobjekte in VISMO. Dort lassen sich Fachmodelle anderer Gewerke dazu laden und analysieren. VISMO ermöglicht die Simulation des Bauablaufs oder des Verkehrsablaufs ebenso wie eine Kollisionsprüfung der unterschiedlichen Fachmodelle. Über die Modelle lassen sich Bestandspläne ebenso wie ergänzende 2D-Pläne überblenden und damit den Informationsgehalt steigern.

4. Herr Steyer, können Sie uns ein Projekt vorstellen, wo die Schnittstelle zwischen VESTRA und VISMO im Rahmen der BIM-Methodik angewendet wird?

Zur Verbesserung der Eisenbahninfrastruktur im Kanton Basel-Stadt wachsen die Strecken der trinationalen S-Bahn mittels Durchmesserlinien zusammen und etliche neue, schnelle Direktverbindungen entstehen. Das sogenannte "Herzstück" ist Bestandteil des Megaprojektes "Grundplatte Basel", das nicht nur sehr detailreich die moderne Architektur und historische Altstadt Basels umfasst, sondern auch das Gelände des kompletten Kantons Basel-Stadt darstellen wird. Stück für Stück wird das Modell derzeit entwickelt, und dabei das Herzstück Basel in diese Visualisierung integriert. Damit lässt sich ein Überblick zur städtebaulichen Entwicklung der 200.000-Einwohner-Stadt gewinnen und Zusammenhänge zwischen Stadtentwicklung und der Verkehrsinfrastruktur erkennen. Mit der Übernahme BIM-konformer 3D-Modelle aus dem Infrastrukturprojekt findet die BIM-Methode auch bei der Erstellung dieses Mega-Modells erfolgreich Anwendung. In VISMO lässt sich dazu Schritt für Schritt der Baufortschritt dieses sehr komplexen Infrastrukturprojektes in der Innenstadt von Basel simulieren, frei nach dem Motto "Erst virtuell planen und dann real bauen". Zusammenfassend können wir gemeinsam feststellen, dass das Zusammenspiel von VISMO mit VESTRA ein gutes Beispiel dafür ist, wie BIM erfolgreich funktioniert. Der Datenfluss wurde im Sinne von OPEN BIM zwischen VESTRA und VISMO realisiert und damit die Übergabe des 3D-Modells mit allen Planungsobjekten samt verknüpfter Informationen realisiert.